Psilocybin wird seit Jahrtausenden von der Menschheit genutzt. Warum wurden Psychedelika Anfang der 70er Jahre verboten?

Die Verbote von Psychedelika Anfang der 1970er Jahre waren das Ergebnis eines komplexen Zusammenspiels verschiedener Faktoren. Es gab nicht den einen Grund, sondern eine Kombination aus politischen, sozialen, kulturellen und wissenschaftlichen Aspekten, die zu dieser Entwicklung führten. Hier sind die wichtigsten Punkte im Detail:

1. Verbindung mit der Gegenkultur und politischer Widerstand:

  • Psychedelika, insbesondere LSD, wurden zum Symbol der aufkommenden Gegenkultur der 1960er Jahre. Diese Bewegung stellte traditionelle Werte, Autoritäten und den Vietnamkrieg infrage.
  • Die US-Regierung unter Präsident Nixon sah die Anti-Kriegs-Bewegung und die Hippie-Kultur als Bedrohung an. John Ehrlichman, Nixons Berater, gab später zu, dass der "War on Drugs" (und damit indirekt auch das Verbot von Psychedelika) ein Mittel war, um die Anti-Kriegs-Linke und die schwarze Bevölkerung zu kriminalisieren und zu diskreditieren. Er sagte: "Wussten wir, dass wir logen, als wir Drogen mit Schwarzen und den Hippies in Verbindung brachten? Natürlich taten wir das."
  • Die Einnahme von Psychedelika wurde als Akt der Rebellion und des Widerstands gegen das Establishment gesehen.

2. Moralische Panik und Medienberichterstattung:

  • Es gab eine Reihe von negativen Medienberichten über "Horrortrips", psychotische Episoden und Unfälle im Zusammenhang mit Psychedelika. Diese Berichte waren oft übertrieben und sensationalistisch, schürten aber Ängste in der Bevölkerung.
  • Die Medien zeichneten ein Bild von Psychedelika als gefährlichen Drogen, die unweigerlich zu psychischen Schäden und sozialem Abstieg führten. Diese Darstellung ignorierte weitgehend die lange Geschichte des traditionellen und rituellen Gebrauchs von Psychedelika in vielen Kulturen.
  • Es entstand eine moralische Panik um den Gebrauch von Psychedelika, die durch die Verbindung mit der als bedrohlich wahrgenommenen Gegenkultur verstärkt wurde.

3. Mangelnde wissenschaftliche Forschung und unzureichende Risikobewertung:

  • Obwohl es in den 1950er und 1960er Jahren vielversprechende Forschung zum therapeutischen Potenzial von Psychedelika gab, wurde diese durch die beginnenden Restriktionen und die Stigmatisierung stark behindert.
  • Die Klassifizierung als Schedule-I-Substanzen machte die Forschung extrem schwierig und aufwändig.
  • Die Entscheidung, Psychedelika zu verbieten, basierte daher auf einer unzureichenden wissenschaftlichen Grundlage. Es gab keine umfassende und objektive Risikobewertung, die ein solch weitreichendes Verbot gerechtfertigt hätte.

4. Politische Motive:

  • Wie bereits erwähnt, gab es politische Motive, die mit dem "War on Drugs" und dem Verbot von Psychedelika verbunden waren. Die Kriminalisierung von Drogenkonsum diente als Werkzeug zur sozialen Kontrolle und zur Unterdrückung politischer Gegner.
  • Es gibt Vermutungen, dass die Pharmaindustrie kein großes Interesse an der Erforschung von Psychedelika hatte, da diese als Naturprodukte nicht patentierbar waren und möglicherweise eine Konkurrenz zu den damals aufkommenden Psychopharmaka darstellten. Dies ist jedoch schwer zu belegen.

Zusammenfassend:

Das Verbot von Psychedelika in den frühen 1970er Jahren war das Ergebnis einer "perfekten Welle" aus politischem Widerstand gegen die Gegenkultur, moralischer Panik, einer verzerrten Medienberichterstattung und einer unzureichenden wissenschaftlichen Grundlage. Die Entscheidung war mehr von politischen und ideologischen Motiven als von wissenschaftlichen Erkenntnissen getrieben.

Es ist wichtig zu betonen, dass diese Verbote bis heute weitreichende Folgen haben. Sie haben die wissenschaftliche Erforschung des therapeutischen Potenzials von Psychedelika für Jahrzehnte behindert und dazu beigetragen, dass viele Menschen, die möglicherweise von diesen Substanzen profitiert hätten, keinen Zugang zu ihnen hatten. In den letzten Jahren erlebt die psychedelische Forschung eine Renaissance, und es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Entscheidungen auf einer soliden wissenschaftlichen Grundlage und nicht auf politischen oder ideologischen Motiven getroffen werden.